Motivational Interviewing – Kommunikation auf Augenhöhe

Motivational Interviewing (MI) zählt heute zu den modernsten Formen der Gesprächsführung. Es wurde zunächst in Abgrenzung zu herkömmlichen Methoden der Behandlung alkoholabhängiger Patient:innen entwickelt und wird mittlerweile überall dort eingesetzt, wo es darum geht, Verhaltensänderung zu initiieren und Handlungsambivalenzen aufzulösen. Es hat sich in den Bereichen Psychotherapie, Verhaltensmedizin, allgemein- und fachärztliche Grundversorgung, in der medizinisch-psychosozialen Betreuung und sogar in der allgemeinen Arbeitswelt als außerordentlich erfolgreich erwiesen.

Wir freuen uns, Ihnen einen zweitägigen Basis-Workshop mit einem der renommiertesten Dozenten, Ausbilder und Autoren zum Thema MI, Dr. Ralf Demmel, anbieten zu können.

Das Fortbildungsangebot richtet sich an psychologische und ärztliche Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen aller Fachrichtungen sowie Mitarbeiter:innen in der medizinischen und psychosozialen Versorgung.

Motivational Interviewing ist ein zugleich klientenzentriertes und direktives Verfahren. Die Klient:innen werden nicht »überzeugt« oder überredet, sondern vielmehr zu einem so genannten Change Talk – einem lauten Nachdenken über Veränderung – ermutigt (Möchte ich etwas verändern? Traue ich mir das zu? Warum sollte ich vielleicht etwas verändern? etc.). Veränderung soll nicht verordnet, sondern vielmehr in gegenseitigem Einvernehmen – auf Augenhöhe – vereinbart und vorbereitet werden. So wird der/die Klient:in zum Fürsprecher einer Veränderung und nicht genötigt, ungünstiges Verhalten, »schlechte Gewohnheiten« oder gar »Laster« zu verteidigen. Wahrgenommene Diskrepanzen zwischen Verhalten und persönlichen Zielen sollen den Anstoß zu einer Verhaltensänderung geben. Das Vorgehen stimmt weitestgehend mit den Annahmen sozialpsychologischer Theorien der Verhaltensänderung – insbesondere der Theorie der Selbstbestimmung – überein. So wird beispielsweise angenommen, dass die Autonomie des/der Klient:in gefördert werden muss, um Ambivalenz und damit ein Verharren im Status quo zu überwinden.

Die Ergebnisse zahlreicher Meta-Analysen belegen die Wirksamkeit des Verfahrens. Da auf jegliche Konfrontation verzichtet wird, profitieren insbesondere »unmotivierte« und »schwierige« Klient:innen von einer Behandlung, die den von Miller und Rollnick (2015) formulierten Prinzipien entspricht: Die Vorbehalte und Einwände des/der Klient:in werden aufgegriffen, unfruchtbare Auseinandersetzungen vermieden und Widerstände minimiert.

MI hat sich von einer Methode zur Förderung der Behandlungsmotivation, zu einem modernen, umfassenden Gesprächsführungs-Ansatz entwickelt. Es soll andere Verfahren jedoch nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Die Konzentration auf Verhalten und seine Veränderung erleichtert die Einbettung in kognitiv-behaviorale Behandlungsprogramme, die Fokussierung auf die Beziehung zwischen Therapeut:in und Klient:in rückt das Verfahren in die Nähe interaktioneller Methoden.

Methoden: Bearbeitung und Auswertung von Transkripten, Life- und Videodemonstrationen (»Lernen am Modell«), Übungen in kleinen Gruppen (zwei bis drei Teilnehmende), kurze Referate des Dozenten (15 bis 20 Minuten)

Programm:

(1) Begriffe, Definitionen, Konzepte (change talk, sustain talk, etc.)

(2) theoretische Grundlagen und aktueller Stand der Forschung

(3) Behandlungsmaximen (Akzeptanz, Partnerschaftlichkeit, etc.)

(4) Aufgaben des/der Therapeut:in (Beziehungsaufbau, Motivation, etc.)

(5) Gesprächstechniken (Affirmationen, Reflective Listening, etc.)

(6) Empfehlungen und Ratschläge formulieren

(7) Informationen angemessen dosieren

(8) auf Einwände und Vorbehalte reagieren  

(9) Arbeitshilfen und Materialien (Agenda Mapping, Value Card Sort, etc.).

Dozent: Priv.-Doz. Dr. Ralf Demmel

Neue Termine: Do., 01.12.2022, 9:00-16:30 Uhr (8 UE) und Fr., 02.12.2022, 9:00-16:30 Uhr (8 UE)

Veranstaltungsort: Die Veranstaltung wird als Online-Seminar durchgeführt.

Teilnahmegebühr: Die Teilnahmegebühr beträgt 23,00 Euro pro Unterrichtseinheit, insgesamt 368,00 Euro. Darin sind der Workshop, Handouts und die Teilnahmebescheinigung enthalten.

Die Fortbildungspunkte sind bei der Psychotherapeutenkammer Hessen beantragt.

Anmeldung: Wir freuen uns über Ihre verbindliche Anmeldung per E-Mail an:

hans.roettgers@schematherapie-marburg.de

Mindestteilnehmer:innenzahl: 12 Höchstteilnehmer:innenzahl: 24