An was denken Sie, wenn Sie den Begriff „Konflikt“ hören?

Für die meisten Menschen hat dieses Wort eine negative Bedeutung, da Konflikte, ganz gleich, ob im privaten oder im beruflichen Umfeld häufig mit unangenehmen Emotionen wie Angst, Wut oder Ärger und einem subjektiven Gefühl der Bedrohung verbunden sind. In der Folge kommt es deshalb oft zur Abwehr oder Vermeidung von konfliktreichen Situationen. Jedoch zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass ungelöste Konflikte mit erhöhtem Stress, Reizbarkeit und körperlichen Beschwerden einhergehen können. Eine Konfliktvermeidung bedeutet daher zwar kurzfristig weniger unangenehme Emotionen, langfristig betrachtet jedoch Stillstand und andauernde Belastung.
Konflikte entstehen nicht ohne Grund. Auch wenn die Ursachen von Konflikten sehr vielfältig sind, weisen sie doch auf problematische Zustände und Handlungsbedarf hin und können damit eine Chance auf notwendige Veränderung bieten. Denn nur wenn ein Problem erkannt wird, kann daran gearbeitet werden. Die positive Seite von Konflikten wird sowohl im privaten Bereich als auch in der Konfliktforschung häufig vernachlässigt. Dabei bergen Konflikte viel Potential für die persönliche Entwicklung und positive Veränderungen in Beziehungen.

Konflikte treten in fast jeder zwischenmenschlichen Beziehung auf, daher sollten sie nicht zwangsläufig als Zeichen für ein schlechtes Verhältnis gewertet werden. Konflikte können sich stattdessen sogar positiv auf Beziehungen auswirken, da sich alle Beteiligten im konstruktiven Prozess der Konfliktlösung mehr mit den Bedürfnissen, Grenzen, Zielen und Emotionen der anderen Person auseinandersetzen. Langfristig gesehen können gelöste Konflikte und das Wissen, dass Probleme gemeinsam bearbeitet werden, daher sogar zur Festigung von Freundschaften und Partnerschaften beitragen. Eine gute Beziehung zeichnet sich demnach nicht durch die Vermeidung von potentiell konfliktbehafteten Themen, sondern durch den konstruktiven und offenen Umgang damit aus.

Auf der individuellen Eben können Konflikte zudem zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Zum einen kann es hilfreich sein, sich mit seinen eigenen Bewegründen, Bedürfnissen und Zielen auseinanderzusetzen und diese auch zu vertreten. Zum anderen können wir Rückmeldung zu unserem Verhalten erhalten. Auch wenn diese während eines Streits vielleicht erst einmal verletzend und wenig konstruktiv sind, bietet sich hier eine Möglichkeit der Selbstreflexion und des Lernens. Auch die Kreativität bzw. die kreative Lösungssuche kann durch Konflikte angeregt werden. Ein Beispiel dafür ist eine Übung des berühmten Friedens- und Konfliktforschers Johan Galtung, in der zwei Menschen eine einzelne Orange bekommen. Anstatt dass der/die Stärkere die Orange bekommt und der Konflikt damit möglicherweise gewaltsam gelöst wird, fanden sich in Galtungs Experimenten verschiedene kreative Möglichkeiten zum Umgang mit dieser Situation. Die Ideen gingen dabei von einfachen Kompromissen, wie die Orange zu schälen und zu teilen oder Saft aus ihr zu pressen, bis hin zu weiterführenden Vorschlängen, in denen beispielsweise ein Kuchen mit der Orange gebacken wird oder die Kerne der Orangen dazu genutzt werden, eine ganze Orangenplantage zu pflanzen. Diese vereinfachte Konfliktsituation zeigt anschaulich, dass daraus neue Ideen und Möglichkeiten wachsen können. Je mehr verschiedene Lösungen für eine Streitsituation gefunden werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für eine gewaltsame Eskalation des Konfliktes. Voraussetzung ist dabei natürlich, dass alle Parteien bereit sind, über Lösungen

Voraussetzung ist dabei natürlich, dass alle Parteien bereit sind, über Lösungen nachzudenken. Dabei können ruhig auch erst einmal unrealistische und unkonventionelle Vorschläge mit gesammelt werden.
Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass der Umgang mit dem Konflikt einen großen Einfluss darauf hat, ob sich die Folgen positiv oder negativ auswirken. Anstatt Konflikte aktiv zu vermeiden, ist es daher häufig sinnvoll, sich ihnen zu stellen und eine konstruktive Konfliktlösung anzustreben. Insbesondere wenn die Situation für Sie zur Belastung wird, ist dies notwendig. Dabei ist es wichtig, dass die verschiedenen Konfliktparteien zu Wort kommen, sich gegenseitig wirklich zuhören und gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Leider gibt es dabei nicht die eine Lösung, sondern bei jedem Konflikt muss individuell an der Problemlösung gearbeitet werden.

Wenn Sie sich bei der Konfliktbearbeitung Unterstützung wünschen, können auch unsere Workshops zum Thema Konfliktlösung oder unser individuelles Coaching-Angebot hilfreich sein. Gemeinsam erarbeiten wir Strategien für lösungsorientierte Herangehensweisen, die Ihnen dabei helfen Konflikte als positive Herausforderung und Chance für Veränderungen und Weiterentwicklung zu sehen.